Für die NZZ-Regionalmedien und ihre Druckereien gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe von Strukturanpassungen. Dabei wurde der Ostschweizer Standort in St. Gallen-Winkeln immer wieder gestärkt. In der dortigen Druckerei mit ihren 80 Mitarbeitern entstehen in sechs Nächten aktuell vor allem die Tageszeitungen St. Galler Tagblatt mit vier Kopfblättern und ca. 115.000 Ex. Gesamtauflage sowie die Schaffhauser Nachrichten und einige kleinere lokale Titel. Dafür verfügt Tagblatt Print über zwei Zeitungsdruckmaschinen Wifag OF 470, die jeweils 48 Seiten Broadsheet- oder 96 Seiten im Tabloidformat auslegen können.
Ende 2018 wurde die konzerneigene Druckerei in Adligenswil geschlossen. Die meisten Tagesaufträge konnten nach St. Gallen transferiert werden. Zusätzlich erhielt die Druckerei den Auftrag für eine Teilauflage der Coop-Zeitung. Dieser Auftrag setzt nicht nur genau definierte Druckkapazitäten, sondern auch die Möglichkeit zum Beschneiden dieses Tabloidproduktes voraus. Unter anderem deshalb erhielt die St. Galler Druckerei im Jahr 2019 eine neue Versandraumtechnik mit der Möglichkeit zum Inline-Beschnitt.
Die dort bislang bestehende Technik eines anderen Herstellers war 2002 nach dem Neubau der Druckerei in Betrieb gegangen. Mit der Schließung in Adligenswil waren nun zwei komplette Ferag-Versandlinien verfügbar geworden. Diese wurden innerhalb von sechs Monaten zwischen dem Dezember 2018 und Mai 2019 in Adligenswil demontiert und in St. Gallen wieder installiert.
Die prinzipielle Entscheidung der NZZ Media Services für diesen Schritt – sowie die Festlegung der Tiefe des nötigen Retrofits der einzelnen Module – war so frühzeitig gefallen, dass schon im Zuge der letzten Produktionswochen in Luzern eine Evaluierung des technischen Zustandes erfolgen konnte. Außerdem konnten einige der Retrofit-Schritte dadurch bereits vor der Demontage in Adligenswil durchgeführt werden.
Technik in acht Schritten und über sechs Monate hinweg getauscht
Wie Michael Fingerhuth, Geschäftsleiter Zeitungsdruck CH Media, feststellt, war der Umstieg auf Ferag-Versandraumtechnik in St. Gallen „eine Operation am offenen Herzen". In acht Teilschritten wurden die beiden bestehenden Versandraumlinien demontiert und parallel die Ferag-Technik aufgebaut und in Betrieb genommen – während die komplette Produktion bewältigt werden musste. Lediglich die Produktionszeit in den Nächten konnte für einige Wochen um je eine halbe Stunde pro Nacht verlängert werden.
Es war glücklicherweise soviel Platz vorhanden, dass in einem ersten Schritt eine der MSD-2C-Einstecktrommeln mit RollStream Zusammentraglinie und sechs JetFeeder Anlegern aufgebaut werden konnten – allerdings ohne Anbindung an automatisierte Wickeltechnik, so dass über Wochen manuell angelegt wurde. Im nächsten Schritt wurde dann eine bestehende Versandraumlinie komplett getauscht. Und erst als dann auch die zweite bisherige Linie demontiert und die Ferag-Technik komplettiert war, verfügte die Druckerei wieder über alle technischen und kapazitiven Möglichkeiten.
Neben den beiden Einstecklinien, die aus je einer MultiSertDrum, RollStream und je vier Tandem MultiDisc Auf- und Abwickelstationen sowie drei MultiStack Kreuzlegern bestehen, ist dies vor allem die Schneidtrommel SNT-50. Sie ist elementar für den in der Tagproduktion laufenden Kundenauftrag der Coop und muss in der Lage sein, bis zu 160 Seiten starke Produkte zu verarbeiten. Auch für den Wettbewerber Migros produziert die NZZ Media Services seit zwei Jahren die Teilauflage des entsprechenden Kundenmagazins für die Region Ostschweiz. Alle Paketierstrassen der Druckerei sind deshalb mit einem Stangenbildungsaggregat ausgestattet. Die sechs Kreuzleger MultiStack können je nach Auftragsstruktur beliebig einer Linie zugeteilt werden.
Höhere Geschwindigkeit möglich
Für die Mitarbeiter der Druckerei war der Umstieg auf die Ferag-Technologie durchaus eine Herausforderung, wie Michael Fingerhuth feststellt, die aber professionell und mit Unterstützung des Inbetriebnahme-Teams der Ferag bewältigt wurde. Heute kommt der NZZ Media Services die größere Flexibilität und vor allem die höhere Geschwindigkeit des Ferag-Versandraums zu Gute.